Der Bürgerverein für Heide und Umgebung hat nach dem Shutdown durch die Corona Pandemie wieder mit Veranstaltungen begonnen natürlich unter Berücksichtigung der Hygieneauflagen.
Zunächst stand eine Eiderfahrt mit der Bargener Fähre auf dem Programm. Die Fähre wurde im Jahre 2000 auf der Bootswerft „Die Wikinger“ in Wilhelmshafen als Prahm gebaut, sie ist 9 m lang und 3 m breit und wird durch einen 18 PS starken Dieselmotor bzw. mit E-Antrieb betrieben. Die maximale Geschwindigkeit beträgt 7 Knoten (15 km/h).
30 Mitglieder des Bürgervereins trafen sich bei Flusskilometer 50/51 der insgesamt 188 km langen Eider. Die Gruppe wurde geteilt, einige spazierten auf die Bargener Fähre, andere bestiegen einen Planwagen, der von einem Oldtimer Traktor gezogen wurde. So konnte die Fahrt auf der Eider bzw. durch den Delver Koog nach Langenhorn beginnen. Die Gäste auf der Fähre wurden von Herrn Helmut Robitzky musikalisch und mit allerlei lustigen Geschichten und Döntjes auf plattdeutsch unterhalten während sie auch die idyllische Landschaft mit den See- und Teichrosen sowie einigen Vögeln genießen konnten. Sogar die Sonne ließ sich in diesem doch recht wechselhaften Sommer blicken.
In Langenhorn, einem Ortsteil Delves, angekommen wurden die Gruppen gewechselt und so ging es mit der „Fährgruppe“ auf dem Planwagen zurück durch das Naturschutzgebiet Delver Koog. Dabei erfuhren die Ausflügler interessante Details über diese Landschaft von Herrn Uwe Paulsen. Z.B. Delver Heu wird regelmäßig in den Tierpark Hagenbeck als Elefantenfutter geliefert. Auf einigen Flächen wächst das Reet, es ist besonders bei den Delver Hausbesitzern beliebt. Ein großer Teil der Häuser im Dorf sind mit diesem Reet gedeckt. Vorbei an einigen Kapitänshäusern und kleinen Villen erreichte die Gruppe die Marienkirche. Dieser Feldsteinbau wurde zwischen 1140 und 1281 errichtet und das Kirchspiel Delve wurde gegründet. Auf dem Vorplatz der Kirche konnte der erst kürzlich restaurierte hölzerne Glockenturm bestaunt werden. Bei der Renovierung gefundene Unterlagen weisen darauf hin, dass dieser Turm bereits 1350 gebaut wurde und damit der zweitälteste Glockenturm Europas ist.
Im Inneren der Kirche hängen zwei von der Schiffergilde gespendete Schiffe. Seit 1783 die Eindeckskorvette mit Kanonen „Goldene Hirsch“ „dem lieben Gott zur Ehre und der Kirche zur Zierde. 1877 kam die Dreimastbark „Emanuel“ (hebräisch „Gott mit uns“) hinzu. In seinem 1,29 m langen Rumpf befindet sich noch heute die Original-Schenkungsurkunde. Mit Beginn des 20. Jahrhundert gab es die Schiffergilde nicht mehr, einige tatkräftige Handwerker des Ortes sorgten jedoch 1953 für ein drittes Votivschiff, den Viermaster „Ora et Labora“ (bete und arbeite). Dieses Schiff hängt anstelle des kunsthistorisch wertvollen gläsernen Kronleuchters, der 1796 von der Schiffergilde gespendet und 1944 in Kiel während eines Reparaturauftrages von Bomben zerstört wurde.
Vier ausdrucksstarke Bilder schmücken die Wände der Kirche: eine Kopie von Rembrandts „Isaaks Opferung“, 1904 eine Schenkung des gebürtigen Delvers Wilhelm Dusch, ein Bild von Coltzau ziert ebenfalls diese Wand. An der Nordwand findet der Besucher ein Gemälde des Heider Professor Hans Groß „Herr hilf, wir verderben“, eine Schenkung von 1969. Ein Bild des dänischen Malers Werner Gutzeit, der eine Zeit lang in Delve wohnte, komplettiert die Bildergalerie.
Zum Abschluss dieses ereignisreichen Nachmittags trafen sich die Gäste im Gasthof Dührsen in Schwienhusen und genossen Dithmarscher Eierkaffee und diverse selbstgebackene Kuchen. Es war somit eine gelungene Auftaktveranstaltung des Bürgervereins.
Anita Lorenz